GEMA auf Tuningevents

Jüngsten Geschehnissen zufolge scheint die GEMA nun auch verstärkt Fahrzeuge modifizierende Privatleute ins Visier zu nehmen. Doch darf die GEMA das? Ich habe alles Wissenswerte zum Thema zusammengetragen…dreamworkz-car-tuning-happening-iv (18)

Die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) gibt es bereits seit 1933. Sie nimmt als Verwertungsgesellschaft die Rechte ihrer Mitglieder wahr. „Rechte wahrnehmen“ kann man in diesem Fall mit „Nutzungsgebühren kassieren“ übersetzen und.„Mitglieder“ sind nahezu alle kommerziell existierenden Musiker. Als Künstler mit Labelvertrag kommt man wohl auch nicht drumherum, GEMA-Mitglied zu sein und eine selbstständige „Wahrnehmung der Rechtsansprüche“ ist nahezu unmöglich. Deshalb kann man davon ausgehen, dass jedes populäre Lied im Falle einer „öffentlichen Aufführung“ die Gefahr birgt, die GEMA auf den Plan zu rufen. Die kassierten Gebühren werden über ein komplexes und vielfach diskutiertes Verteilersystem an die Künstler ausgeschüttet. Die Auffassung „Ich habe das Lied gekauft, ich kann damit machen, was ich will!“ des Ottonormalbürgers steht im krassen Gegensatz zu „Sie führen das Werk unseres Mitglieds öffentlich auf und das kostet extra!“. Die GEMA ist dabei keine „typisch deutsche“ Geschichte. Sie kooperiert mit unzähligen Schwesterorganisationen im Ausland.dreamworkz-car-tuning-happening-iv (19)

Bisher betraf die GEMA-Problematik hauptsächlich Veranstalter. Ist eine musikalische Untermalung geplant, muss der Veranstalter diese im Vorfeld bei der GEMA anmelden und entsprechende Zahlungen leisten. Wenn ein gewerblicher Aussteller auf einem bei der GEMA angemeldeten Event seine Ausstellungsfläche wiederum von einem eigenen DJ beschallen lässt, muss der Aussteller dies ebenfalls bei der GEMA anmelden und zusätzlich entsprechende Gebühren zahlen. Kontrollen von Veranstaltungen und gewerblichen Ausstellern sind nichts Neues. Einige private Clubaussteller auf der diesjährigen Tuning World Bodensee staunten allerdings nicht schlecht, als erstmals auch sie zur Kasse gebeten wurden.low-sunday (0)

Darf die GEMA das?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, sie darf. Sobald man als Aussteller auf einer öffentlichen Veranstaltung die HiFi-Anlage im Auto anschaltet und die Musik für vorbeischlendernde Besucher (oder GEMA-Angestellte) wahrnehmbar ist, gerät man ins Visier der Verwertungsgesellschaft. Dabei muss man nicht mal bis zum Anschlag aufdrehen und eine ganze Halle bespaßen. Es geht offenbar einzig und allein um die Tatsache, dass Musik läuft. Gerüchten zufolge werden pro Veranstaltungstag und Ausstellungsfläche rund 27€ an Gebühren fällig. Vier Tage Tuning World Bodensee würden also pro Musikliebhaber rund 110€ in die Kassen der GEMA spülen. Bei Tagesevents würde die GEMA-Gebühr mehr kosten als die eigentliche Teilnahme an der Veranstaltung.amts (11)

Oft wird in Diskussionen im Zusammenhang mit der GEMA-Problematik fälschlicherweise die GEZ (heute eigentlich „ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice“) herangezogen. GEZ und GEMA haben allerdings nichts miteinander zu tun. Es handelt sich um zwei absolut unterschiedliche Gebühren.amts (2)

Was tun?

Wer ganz sicher gehen will, muss eigentlich seine Mucke aus lassen. Auch, wenn man Musik von Künstlern laufen lässt, die keine GEMA-Mitglieder sind, ist die Lage schwierig. Lässt man zum Beispiel Summer of Tuning Videos in seinem Wagen laufen, ist man GEMA-technisch eigentlich auf der sicheren Seite. Ich verwende schon immer ausschließlich Musikstücke von Künstlern, die keine GEMA-Mitglieder sind. Denn auch mir würden sonst horrende Gebührenzahlungen blühen. Nichtsdestotrotz könnte sich die GEMA vor Ort einfach auf die sogenannte „GEMA-Vermutung“ stützen. Die Verwertungsgesellschaft geht nämlich einfach mal generell davon aus, dass jeder Künstler und Komponist auf Gottes grüner Erde einen Vertrag mit ihnen (oder einer Schwesterorganisation im Ausland) geschlossen hat. Diese Umkehr der Beweislast wurde im Ernstfall dazu führen, dass der Fahrzeughalter, der GEMA-freie SoT-Videos laufen lässt, erstmal beweisen muss, dass diese GEMA-frei sind. Das würde in der Praxis heißen, dass er mich kontaktieren und ich der GEMA wiederum mein Vertragswerk zukommen lassen müsste. Ganz ohne Trouble geht es also definitiv nicht, wenn die Damen und Herren von der GEMA auf jemanden aufmerksam werden.damn-42

Prinzipiell ist es so, dass die GEMA mit ihren Kontrollen auf der Tuning World nichts „rechtswidriges“ getan hat. Es bleibt abzuwarten, ob die Tuning World einfach als musikreiche Großveranstaltung angesehen oder die GEMA zukünftig auch kleinere Tuningevents unter die Lupe nehmen wird. Fürs erste heißt es mal „Keine Panik!“. Die Horrorgeschichten aus dem Netz („Seniorensingkreis soll GEMA-Gebühren zahlen“, „Straßenfest muss rückwirkend 7500€ zahlen“ usw usw usw) sollte man, auch wenn sie wahr sind, dabei ignorieren. Dass die GEMA an der Tankstelle in Hintertupfingen auftaucht oder sich auf Szeneevents rumtreibt ist eher unwahrscheinlich. Solche Kontrollen sollen sich ja auch richtig rentieren.XS-CarNight Berlin Calling

Ich bin über jeden Erlebnisbericht zum Thema „GEMA auf Tuningevents“ froh. Falls sich die Situation maßgeblich verändert, werde ich einen weiteren Artikel schreiben. Bis dahin bleiben wir einfach alle locker, sehen die Sache als „mögliche Begleiterscheinung auf Großveranstaltungen“ und haben immer 27€ im Geldbeutel…Tuning Expo Saarbrücken 2014